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Grußwort

Lebenslauf

Lebenswerk

Reden und Texte

 

Virtuelles Erich Scherer Archiv

 

Über das Buch „Für das Wohl unserer Gemeinde“

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich möchte Ihnen in meiner Eigenschaft als Mitautorin des vorliegenden Bandes die Motive erläutern, die uns bei der Zusammenstellung des Bandes leiteten. Nach dem Tode unseres Vaters im vergangenen Dezember haben wir Geschwister uns zusammengesetzt und gemeinsam über unseren Vater und sein Leben nachgedacht. Aus diesem Nachdenken heraus entstand der Wunsch einen Band zusammenzustellen, in dem Freunde und Wegbegleiter über unseren Vater erzählend schreiben.

Unser Vater war 38 Jahre lang, von 1948-1986, Bürgermeister von Frickenhausen, seit 1954 auch Bürgermeister von Tischardt und seit 1978 Bürgermeister der Gesamtgemeinde Frickenhausen-Linsenhofen-Tischardt. Er wurde jedes Mal mit großer Mehrheit wiedergewählt. Er war über 25 Jahre im Kreistag tätig, bekleidete über 15 Jahre lang das Amt des Vorsitzenden der heutigen Volksbank, damals in ehrenamtlicher Funktion, war stellvertretender Vorsitzender bei der Siedlungsbau Nürtingen, Gründungsmitglied der Blau-Lauter-Gruppe, Vorsitzender des Hauptschulverbandes Frickenhausen-Linsenhofen-Tischardt und Vorsitzender des Abwasserverbandes Neuffener Tal, um nur einige wenige Tätigkeiten zu nennen. So ist es auch fast selbstverständlich, dass er Träger des Bundesverdienstkreuzes war, bei seiner Verabschiedung von der Gemeinde zum Ehrenbürger gewählt wurde und schließlich nach seinem Tode ein Ehrengrab der Gemeinde Frickenhausen erhielt. Die Aufzählung der vielen verschiedenen Funktionen zeigt gleichzeitig die Politik- und Arbeitsfelder auf, die unserem Vater besonders am Herzen lagen: Wohnungsbau, Eingliederung der Flüchtlinge und Vertriebenen, Wasser- und Abwasserversorgung, Bildung, aber auch Umweltschutz und Schaffung neuer Arbeitsplätze gehören dazu.

Im Laufe der Überlegungen gewann dann unsere gemeinsame Perspektive als Kinder immer größere Bedeutung. Uns bewegten die Fragen danach, was vom Denken und Handeln unseres Vaters heute noch wichtig, welche Erfahrungen seiner Generation für die Bewältigung der heute anstehenden Anforderungen hilfreich sind oder sein könnten. Und wir sind fündig geworden. Viele Fragen, die unser Vater während seiner Amtszeit zu beantworten hatte, erscheinen heute wieder aktuell. Wir möchten nur ein Beispiel nennen: Bereits 1949 auf einer Bürgerversammlung in Frickenhausen wies unser Vater darauf hin, dass Demokratie erlernt werden müsse und nichts mit dem Warten auf Vorgaben oder gar Befehlen zu tun habe. Er meinte: „Ohne Toleranz, ohne Rücksicht auf die Wünsche und das natürliche gleiche Recht anderer, ohne Verständnis, ohne den wahrhaften Willen, dem Nächsten zu helfen und ihm Gutes zu tun, gibt es keine Demokratie und keinen Frieden. Wir müssen zusammenarbeiten für das gemeinsame Wohl aller, nicht nur für eine bestimmte Gruppe. Wir alle haben teil an der großen Verantwortung für unsere Zukunft.“

So ist ein Buch aus unserer ganz persönlichen Sicht entstanden. Der Band ist ein Teil unseres Nachdenkens über unseren Vater als öffentlicher Person. Wir haben einen konstruktiven Dialog der Generationen versucht, der in der Frage mündete: Welche demokratische und kommunalpolitische Erbschaft hinterlässt das Lebenswerk unseres Vaters für die nahende Zukunft? – Vielleicht ist das Buch ein Teil der Beantwortung dieser Frage.

Nun hatten wir den großen Vorteil, dass unser Vater ein Sammler war und ein eigenes Archiv mit Reden, Fotos, Zeitungsartikeln, private Notizen etc. angelegt hatte. Wir haben nach ausgiebiger Auseinandersetzung und reiflicher Überlegung aus der Vielzahl der Unterlagen eine Auswahl getroffen. Diese Auswahl ist notwendigerweise subjektiv und orientiert sich an dem Bild, das wir von unserem Vater als öffentlicher Person haben konnten. Deshalb kann dieser Band nicht im wissenschaftlichen Sinne vollständig sein. Der Band bewertet die Lebensleistung des Alt-Bürgermeisters Erich Scherer nach den Kriterien einer jüngeren, nachwachsenden Generation.

Dennoch sind wir zuversichtlich, dass viele Bürger und Einwohner von Frickenhausen, Linsenhofen und Tischardt diese Wertung und Darstellung teilen. Gerade die Tatsache, dass sich schon viele Menschen aus Frickenhausen, ganz besonders diejenigen, die als Vertriebene und Flüchtlinge hierher kamen, nach dem Buch erkundigten, bestätigt unsere Einschätzung.

Wenn dieses Buch zum Anstoß für die weitere Bearbeitung der Geschichte der Gemeinde Frickenhausen mit ihren Ortsteilen Linsenhofen und Tischardt werden sollte, so würde uns dies sehr freuen. Denn: „Die Geschichte einer Gemeinde zu kennen, aus ihr zu lernen, schafft eine der Voraussetzungen für jene Haltung, die ‚für das Wohl der Gemeinde’ (Erich Scherer) da sein will“ (aus dem Nachwort).

Deshalb möchte ich – bevor Herr Gallus und Herr Klass das Wort ergreifen – die Gelegenheit benutzen, der stellvertretenden Bürgermeisterin von Frickenhausen, Frau Marianne Ellinger, ein Exemplar unseres Buches als Geschenk für die Ortsbücherei zu überreichen.

 

Irene Scherer

Frickenhausen, 4. Juli 1994