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Virtuelles Erich Scherer Archiv
Gedanken aus der Sicht der Verwaltung 1970
Planung für die Zukunft
Rede von Erich Scherer
Der Mensch steht in vielerlei Zusammenhängen. Abgesehen von der
Familie kommt ihm auf die Dauer wohl besonders deutlich die
Zugehörigkeit zu der Gemeinde zum Bewußtsein. In Dorf und Stadt ist er
auf sie am unmittelbarsten angewiesen. Das Schulwesen, die
Wasserversorgung, Abwasserbeseitigung, Müllabfuhr, der Ausbau von
Straßen und Wegen, das Wohnungswesen, vor allem die Erschließung von
Baugelände und das Bemühen um preiswertes Bauland, Kindergarten,
Sportgelände, Friedhof usw. sind Aufgaben der Gemeinde, mit denen der
Bürger jeden Tag konfrontiert wird. Die Gemeinde ist nicht nur der
älteste derartige Verband, sondern auch derjenige, der zu allen Zeiten
arbeitsfähig sein muß und es in allen Stürmen der Zeit auch war.
Besonderes Merkmal der Gemeinde als Träger öffentlicher Belange und
öffentlicher Gewalt, wie auch öffentlicher Verwaltung gegenüber dem
Bürger ist die Verbindung mit der kommunalen Selbstverwaltung. Diese
besteht rechtlich in der grundsätzlich nur durch eine staatliche
Rechtsaufsicht begrenzten eigenen Verwaltung mit eigenen Organen,
Gemeinderat, Bürgermeister und eigenen Mitteln in eigener Verantwortung
und politisch in der Mitverantwortung der Bürgerschaft. Die Aufgabe der
Gemeinde erschöpft sich nicht in der Verwaltung. Die Verwaltung ist ein
Bindeglied - Brücke - zwischen Bürger und Staat, doch muß die
helfende und beratende Tätigkeit der Verwaltung gegenüber der
verwaltenden verstärkt werden. Hier ist nicht nur ein Personal-,
sondern vielmehr ein finanzielles Problem.
Das Verhältnis des Bürgers zur Gemeinde ist Gegenstand der
Kommunalpolitik. Für sie gilt, was für die allgemeine Politik gilt:
Sie ist die Kunst des Möglichen. Kommunalpolitik ist, richtig
verstanden, immer zukunftsbezogen. Ihr Ziel muß sein, durch
Veränderung der bestehenden Verhältnisse, den Lebensraum des Bürgers
zu verbessern und seine Lebensbedürfnisse zu befriedigen. Aufgabe der
Gemeinde ist die Erneuerung des Bestehenden, damit der Bürger wieder in
vernünftige Einrichtungen hineinwachsen kann, die historisch
legitimiert sind, sonst werden - nach Arnold Gehlen - unersetzbare
Erbschaften verschlissen: Die Disziplin, die Geduld, die
Selbstverständlichkeit, und die Hemmungen, die man nie logisch
begründen, nur zerstören und dann nur gewaltsam wieder aufrichten
kann.
Zu einer richtigen Beurteilung der Zukunft werden wir erst kommen,
wenn wir in der Lage sind, die Gegenwart richtig wahrzunehmen. Wir
werden die Zukunft nicht gewinnen, indem wir die Gegenwart ausklammern -
meinen umgehen zu können.
Die Aufgaben der Gemeinde ergeben sich aus § 1 Absatz 2 der
Gemeindeordnung für Baden-Württemberg: Die Gemeinde fördert in
bürgerschaftlicher Selbstverwaltung das gemeinsame Wohl ihrer Einwohner
und erfüllt die ihr von Land und Bund zugewiesenen Aufgaben. Ihre
Grenzen ergeben sich aus der Forderung des Grundgesetzes und den
allgemeinen Gesetzen. Die Bundesrepublik ist ein sozialer Rechtsstaat.
Beide Forderungen: soziale Gerechtigkeit - Bindung an das gleiche Recht
für alle müssen die Grundlagen und Orientierungspunkte für die Arbeit
der Gemeinde sein.
Die praktische Seite unserer Arbeit ergibt sich aus den akuten oder
erkennbaren Bedürfnissen und Erfordernissen, Notwendigkeiten, der
Dringlichkeit und Bedeutung.
Im Mittelpunkt allen Handelns, allen Bemühens steht der Bürger, der
Mensch. Er ist Richtschnur und Zielpunkt. Deshalb kann und darf sich
unser Tun nicht im Verwalten erschöpfen, es muß wandeln und gestalten,
sich an künftigen Notwendigkeiten ausrichten. Dazu gehört Festlegung
der Dringlichkeit und damit der Reihenfolge der Realisierung, ihrer
Bedeutung gemäß. Die Maßstäbe finden wir in den natürlichen
Gegebenheiten der Markung, der soziologischen Struktur unserer
Bevölkerung und der allgemeinen Entwicklung unseres Wirtschaftsraumes.
Wir haben uns bemüht, diese Grundsätze bei unserer Arbeit und bei
den Entscheidungen in den zurückliegenden Jahren anzuwenden und zu
beachten. Wenn Sie unter diesen Gesichtspunkten verschiedene Probleme,
die gelöst werden konnten, beurteilen, werden Sie feststellen, daß
unsere Planungen für die Zukunft weit in die letzten Jahre
zurückreichen, und ganz bewußt im Hinblick auf überschaubare
künftige Entwicklungen verwirklicht wurden.
Bei allen zukunftsbezogenen Überlegungen müssen wir uns darüber
klar sein, daß Frickenhausen für sich allein, ohne Bezug zur
Nachbarschaft und zur Umgebung keine großen Chancen eingeräumt werden
kann. Alle Städte und Gemeinden unseres Wirtschaftsraumes sind in ein
Gefüge von Beziehungen und Verflechtungen, Abhängigkeiten und
Zusammenhänge hineingestellt, aus denen sie nicht mehr herausgelöst
werden können. Unser Raum ist mit weiteren 405 Gemeinden der Mittlere
Neckarraum mit den Kreisen Böblingen, Leonberg, Ludwigsburg, Vaihingen,
Backnang, Waiblingen, Esslingen, Göppingen und Nürtingen, sowie als
Mittelpunkt die Stadt Stuttgart. Die Verdichtung dieses
Wirtschaftsraumes und seine weitere Entwicklung wird ganz wesentlich die
Entwicklung und Dynamik unserer Gemeinde bestimmen. Dabei bleibt unserer
eigenen Initiative genügend Raum für Entscheidungen. Eine wesentliche
Hilfe dabei sind die Untersuchungsergebnisse, Hinweise und Prognosen
unserer Planungsgemeinschaft Neckar-Fils für die drei Kreise Esslingen,
Göppingen und Nürtingen. Grundsatz aller Planungen ist das Erkennen
der künftigen Bevölkerungsentwicklung. Eingehende Untersuchungen haben
ergeben, daß mit einem natürlichen Zuwachs von 1,2 Prozent und einem
Wanderungsgewinn von 0,8 Prozent gerechnet werden muß. Darüber hinaus
wird das Bevölkerungswachstum sehr wesentlich von dem Tempo der
Erschließung von neuem Baugelände abhängen. Hier kann die Gemeinde
einen sehr großen Einfluß geltend machen. Die Vergrößerung der
Bevölkerungszahl bedingt ganz selbstverständlich auch eine Ausweitung
der gemeindlichen Einrichtungen vom Kindergarten bis zum Friedhof. Daß
die Vermehrung der Arbeitsplätze zeitlich gleich erfolgen sollte,
bedarf keines weiteren Hinweises. Wichtigste Aufgaben für die Zukunft
sind:
1. Die Wirtschaftskraft ist weiter zu entwickeln - Stillstand ist
Rückschritt.
2. Die Infrastruktur - Verkehr, Versorgung, Entsorgung - sind weiter
zu verbessern und auszubauen.
3. Die Schönheit und der Wert unserer Kultur- und
Erholungslandschaft ist zu erhalten. Hohe Wirtschaftskraft und
Schönheit der Natur sind miteinander vereinbar. Beide können jedoch
niemals Selbstzweck sein. Der Mensch braucht beides.
Auf Frickenhausen bezogen. muß festgestellt werden, daß die
Verflechtung mit unseren Nachbarn auf finanziellem, wirtschaftlichen,
gesellschaftlichem, kirchlichem und schulischem Bereich, sowie bei den
Vereinen so stark ineinandergreifen, daß auf vielen Gebieten ein
Alleingang nicht mehr möglich ist. Jeder ist auf jeden angewiesen und
sollte sich dessen bewußt sein.
Als Entwicklungschance für das Planjahr 1985 kann für Frickenhausen
von einer Einwohnerzahl von 6500 Einwohnern ausgegangen werden. Diese
Zahl ist das Mittel der Berechnung der Landesplanung, der
Planungsgemeinschaft und der Gemeinde. Diese Zahl ist sehr schnell
genannt, der Zuwachs jedoch nicht so schnell verkraftet.
Der Regionalplan weist unsere Gemeinde als Selbstversorgergemeinde
aus. In der Zielplanung des Innenministeriums für die Verwaltungsreform
ist zusammen mit Linsenhofen und Tischardt ein gemeinsamer
Verwaltungsraum vorgesehen, der sich wieder mit dem Gebiet des
Schulzweckverbandes für die Hauptschule deckt. Das sind die Grundlagen
für unsere eigenen, darüber hinaus wirksam werdenden Planungen.
Einer Einwohnerzahl von zur Zeit 4700 Einwohnern stehen 1500
Arbeitsplätze zur Verfügung. Diese beiden Fakten, nämlich die Größe
der Gemeinde und ihre industrielle Bedeutung, sind wichtige Maßstäbe
für die funktionelle Bedeutung einer Gemeinde.
Für unsere Überlegungen ergeben sich folgende Teilberichte: 1.
Wohnverhältnisse, 2. Arbeits- und Erwerbsbedingungen, 3. Versorgungs-
und Dienstleistungsverhältnisse, 4. Bildungsmöglichkeiten, 5.
Erholungsmöglichkeiten, 6. Verkehrsverhältnisse, 7. Sanierung und
Erneuerung des alten Ortskerns.
Aufgabe und Planung ist Abstimmung der privaten Interessen und ihrer
freien Entfaltungsmöglichkeiten mit den Bedürfnissen der Allgemeinheit
und den Interessen des öffentlichen Wohls.
Notwendige Planungen: Die Gemeinden haben Planungshoheit für ihr
Markungsgebiet. Sie haben sich jedoch an überörtlichen Planungen zu
orientieren: Landesentwicklungsplan, Regionalplan.
Auf örtlicher Ebene: Flächennutzungplan; vorhanden aus dem Jahre
1952; neuer Plan im Entwurf fertig. Er ist der Generalplan der Gemeinde.
Er legt die Nutzung der Grundstücke fest und weist die öffentlichen
Flächen für öffentliche Einrichtungen, die Wohnbaugebiete und
Industriegebiete aus. Aus ihm werden die Detailpläne, Bebauungspläne
entwickelt. Die Planungsgemeinschaft empfiehlt, zusammen mit Nürtingen
und Linsenhofen gemeinsame Flächennutzungspläne aufzustellen. Erste
Gespräche haben bereits stattgefunden. Der Flächennutzungsplan basiert
auf einer Einwohnerzahl von 6500 Einwohnern. Neben der Ausweitung der
Wohnbaugebiete ist die Erweiterung des Industrie- und Gewerbegebietes
vorgesehen. Die einzelnen Aufgabenbereiche:
1. Verbesserung der Wohnverhältnisse: Im Flächennutzungsplan ist,
wie bereits betont, ein Baugebiet für rund 2000 Einwohner ausgewiesen.
Das Tempo der Erschließung wird neben den akuten Bedürfnissen, von
politischen Gesichtspunkten, von der Vergrößerung der Zahl der
Arbeitsplätze, vielleicht auch von der Entwicklung der
Verwaltungsreform abhängen. Detailpläne - Bebauungspläne für
Teilgebiete - sind bereits in Arbeit. Ein größeres Gebiet soll
baldmöglichst umgelegt und erschlossen werden. Bauformen und Baudichte
in den neuen Gebieten werden sehr wesentlich von den künftigen
Wohnbedürnissen abhängen. Eine größere Verdichtung in bestimmten
Abschnitten ist vorgesehen.
2. Arbeits- und Erwerbsbedingungen: Das Angebot an Arbeitsplätzen
sollte parallel mit der Einwohnerzahl wachsen. Daneben bringt unser
Wirtschaftsraum gewisse Bedürfnisse und damit auch Verpflichtungen mit
sich. Bei der Ansiedlung neuer Betriebe wird auf die Entwicklungschance,
die in der Branche liegen, zu achten sein. Der Entwurf des
Bebauungsplanes liegt vor. Der Gemeinderat wird sich bald damit
beschäftigen müssen. Ein Erfolg der Ansiedlung wird wesentlich davon
abhängen, ob es gelingt, das Gelände insgesamt zu erwerben und
firmenzusammenhängende Baupläne anbieten zu können.
3. Versorgungs- und Dienstleistungsverhältnisse: Im
Dienstleistungsbereich sind in den letzten Jahren wesentliche
Fortschritte gemacht worden. Ich darf hier an das neue Rathaus,
Gemeindehaus, die Post, Kreissparkasse, Konsum, Apotheke usw. erinnern.
Hier muß die Gemeinde als gut versorgt bezeichnet werden. Daneben
werden noch Versorgungsfunktionen - auch bei den Zahnärzten,
Architekten, Statikern und unseren Handwerksbetrieben für die
umliegenden Gemeinden übernommen. Kleine Lücken, z.B. Plattenleger
sind noch zu schließen.
Wasserversorgung: Nach einem Gutachten der Vedewa benötigen wir
jetzt 14,5 l/sec. Diese Menge erhalten wir über den Anschluß an die
Blau-Lauter-Gruppe. Bis zum Jahr 1980 soll unser Bedarf auf 22,3 l/sec
und bis 1990 auf 28,8 l/sec steigen. Zur Verbesserung der
innerörtlichen Versorgung wurden in den letzten Jahren mit einem
erheblichen Kostenaufwand verschiede Hauptleitungen erneuert, ein
Hochbehälter mit 600 cbm im Eichenfirst neu gebaut, sowie eine
Verbindungsleitung zur Tischardterstraße. In den letzten Wochen haben
wir nach langwierigen und schwierigen Verhandlungen einen zweiten
Anschluß an die Bodensee-Wasserversorgung erhalten. Wir wollen
erreichen, daß unsere Gemeinde künftig nur noch mit Bodenseewasser
versorgt wird. Die wesentlich geringere Härte des Bodenseewassers
würde bedeutende Verbesserungen - weniger Kalkaussonderung - bringen.
Bei den wachsenden Ausgaben ist eine Erhöhung des Wasserpreises nicht
zu umgehen. In den nächsten Jahren wäre unsere Anschlußquote zu
erhöhen und ein weiterer Wasserhochbehälter mit ca. 600 cbm zu bauen,
sowie das alte Netz zu erneuern.
Entsorgung: Das ganze Gemeindegebiet ist an die Kläranlage
angeschlossen. Mit der Fertigstellung der neuen Kläranlage ist im
Frühjahr 1971 zu rechnen. Die Kosten werden 1,5 Millionen DM
einschließlich des Grunderwerbs betragen. Die Gemeinde Tischardt hat
uns einen Kostenbeitrag von ca. 180.000 DM zu leisten. Die Anlage ist
für 7000 Einwohner ausgerichtet.
Müllabfuhr: Die Anlage eines neuen Müllplatzes im Klemme ist
notwendig. Die Kosten werden einschließlich des Wegausbaues bei ca.
200.000 DM liegen. Daß sich dadurch auch eine Auswirkung auf die
Gebühren ergibt, braucht nicht betont zu werden.
4. Bildungsmöglichkeiten: Das Hauptschul- und das Grundschulgebäude
ist im Bau. Wir rechnen diesen Monat noch mit dem Richtfest. Gebaut
werden 10 Hauptschul-, 4 Grundschul- und 1 Sonderschul-Klassenraum,
sowie die notwendigen Verwaltungs- und Werkräume. Ein größeres
Raumprogramm wurde uns vom Oberschulamt nicht genehmigt. Auch darauf
möchte ich hinweisen, daß, wegen angeblich dringenderen
Schulbauvorhaben im Kreis Nürtingen, eine Bezuschussung unseres
Vorhabens in den Jahren 1968 und 1969 nicht erfolgt ist. Obwohl diese
Tatsache bekannt ist, wird immer wieder die Gemeinde kritisiert, daß
das Schulhaus in diesem Jahr gebaut wird. Dieses Verhalten finde ich
unkorrekt. Die Baukosten sollen einschließlich Grunderwerb und
Erschließung 4.794.618 DM betragen. Diese Summe ist im Hinblick auf die
um teilweise über 20% gestiegenen Baukosten nicht zu halten. Daneben
muß berücksichtigt werden, daß wir anstelle des beantragten
Zuschusses von 1.623.000 DM für die Haupt- und Sonderschule lediglich
1.385.000 DM und für die Grundschule anstelle von 190.000 DM einen
Zuschuß von 132.000 DM erhielten. Wir rechnen mit einer
Finanzierungslücke von 500.000 - 600.000 DM. Das Schulhausbaugelände
umfaßt eine Fläche von rund fünf Hektar. Es ist also genügend
Gelände für eine Erweiterung der Schulgebäude bzw. für die
Erstellung eventuell einer Realschule vorhanden, auch für eine
Turnhalle usw. Träger der Hauptschule ist der Zweckverband der drei
Gemeinden Linsenhofen, Tischardt und Frickenhausen. An den nach Abzug
des Staatsbeitrages verbleibenden Kosten hat die Gemeinde Frickenhausen
vorweg 10 Prozent zu tragen, der Rest wird im Verhältnis Frickenhausen
60%, Linsenhofen 25,5% und Tischardt 14,5% aufgeteilt. Eine Einigung
über die Finanzierung der Turnhalle, die, wenn die Finanzierung
möglich ist, im Frühjahr begonnen werden soll, mit Linsenhofen und
Tischardt ist bis jetzt noch nicht erfolgt.
Kindergärten: Durch den Einbau eines Kindergartens in das
Umkleidegebäude stehen uns jetzt drei nach dem Kriege von der Gemeinde
neu erbaute Kindergärten zur Verfügung. Alle Kinder, die
kindergartenreif sind, können jetzt aufgenommen werden. Diese Tatsache
ist erstaunlich, wenn man die große Diskussion über das Fehlen von
Kindergartenplätzen in der Presse verfolgt. Nach Fertigstellung des
Schulhausneubaues wird ein weiterer Raum in der Schulstraße für eine
Abteilung zur Verfügung stehen. Die vorschulische Erziehung ließe sich
dann ohne weiteres hier durchführen. Es wäre sicher kein Verbrechen,
wenn diese Tatsache einmal anerkannt würde. Dazu wäre umso mehr
Veranlassung, wenn man verfolgt, in welcher Form in anderen Gemeinden
der Bau von Kindergärten durch die Bevölkerung unterstützt wird. Ich
nenne Neuffen, Förderverein 64.000 DM Spenden, auch 30.000 DM usw. Die
Kosten für den neuen Kindergarten betragen 180.000 DM, Staatbeitrag
20.000 DM, sonstige Spenden - 0 -.
5. Erholungsmöglichkeiten: Hier darf ich zuerst auf unser gutes
Feldweg- und Waldwegnetz verweisen. Vervollständigung ist in den
kommenden Jahren vorgesehen. Sorge bereitet uns die zunehmende
Verunreinigung der Wälder. Vielleicht findet sich auch bei uns, wie in
anderen Gemeinden, einmal eine Gruppe, die mithilft, Ordnung zu
schaffen. Mit unseren eigenen Kräften ist dieses Problem nicht mehr zu
lösen.
Sportzentrum: Die Sportplätze mit leichtathletischen Anlagen und
Umkleidegebäude haben einen Kostenaufwand von rund 1.200.000 DM
verursacht. Neben einem Staatsbeitrag von 116.000 DM haben sich die
beiden Sportvereine je mit einem Betrag von 10.000 DM beteiligt. Wir
hoffen, daß diese großen Aufwendungen Anerkennung finden und
andererseits die Verantwortlichen der Vereine noch zu größerem Einsatz
veranlassen. Dieser Aufwand ist erst dann gerechtfertigt, wenn das
Sportgelände in zunehmendem Maße Treffpunkt unserer sporttreibenden
Jugend ist. Hier wächst auch unserer Schule eine Aufgabe zu. Genügend
Erweiterungsgelände ist bei Bedarf vorhanden auch zur Realisierung
neuer Ideen.
Kinderspiel- und Bolzplatz: Auf Tischardtegart steht zur Anlage eines
Kinderspielplatzes ein Platz zur Verfügung. Der Ausbau ist vorgesehen,
nachdem sich die Väter nicht erbarmt haben. Die Anlage eines
Bolzplatzes für die älteren Kinder wäre notwendig. Bis jetzt fehlt es
an einem geeigneten Gelände. Bei künftigen Planungen werden
Spielplätze vorgesehen werden müssen.
Festplatz: Neue Überlegungen.
6. Verkehrsverhältnisse: Die Verkehrsverhältnisse sind geordnet.
Die Straße Nürtingen - Linsenhofen einschließlich Ortsdurchfahrt ist
ausgebaut, auch die Kreisstraße nach Tischardt und jetzt auch nach
Kohlberg. Geplant für die Jahre 1975/80 ist die Bundesstraße 297, die
unterhalb der Kläranlage als vierspurige Straße das Täle kreuzen
soll. Die Straße wird kreuzungsfrei die Verbindung mit
Kirchheim/Göppingen und andererseits Reutlingen/Tübingen herstellen
und für das Täle eine erhebliche Verbesserung der Verkehrsgunst
bedeuten. Sie wird die Fortsetzung der Neckar-Alb-Autobahn von Kirchheim
ab sein.
7. Friedhof: Für den neuen Friedhof ist eine Aussegnungshalle
dringend erforderlich. Der Wettbewerb hätte in diesem Jahr stattfinden
sollen. Die Kosten werden auf 500.000 - 600.000 DM geschätzt. Es ist an
100 Sitzplätze gedacht. Zur Verfügung stehen eine Rücklage in Höhe
von 350.000 DM.
8. Zielplanung mit Linsenhofen und Tischardt: Zusammenlegung oder
Verwaltungsgemeinschaft oder mit Nürtingen. Planungen sind wichtig und
notwendig, doch noch keine Politik. Dazu gehört einerseits der
politische Wille zur Verwirklichung, und zum anderen die Bereitschaft,
die notwendigen finanziellen Mittel zur Verfügung zu stellen. Die
Zukunft unserer Gemeinde wird in gleichem Maße davon abhängen, daß
die richtigen sachlichen Erkenntnisse zu realisierbaren Beschlüssen
führen, wie andererseits von dem Maß an Gemeinschaftssinn, der sich in
der Bevölkerung und ihren Institutionen entwickelt oder anders
ausgedrückt: Vom Grad des Gemeinschaftsbewußtseins, der Verantwortung
des Einzelnen für die Belange der Gemeinde wird es abhängen, welchen
Weg unsere Gemeinde in die Zukunft geht. Vom Sachlichen her sind gute
Voraussetzungen geschaffen worden.
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