Virtuelles Erich Scherer Archiv

Presseinformation des Talheimer Verlages

Buchveröffentlichung zur Erinnerung an Erich Scherer

In einer Zeit, in der viel über Staatsverdrossenheit und Bürgerferne, Parteienmüdigkeit und Nichtwähler geschrieben wird, erscheint die Frage, wie denn in den Aufbaujahren der Bundesrepublik gesellschaftliches Engagement zutage trat, von sehr aktueller Bedeutung. Damals und heute lässt sich das Verhältnis der Bürgerinnen und Bürger zum Staat und zu Parteien oft genug in ihrer Sympathie oder Abneigung zur Politik in ihrer Gemeinde erkennen. Die Stellung des Bürgers in der Kommune, die Art wie politische Amtsträger mit ihren Bürgern umgehen und der Weg der Beteiligung am Geschehen, der den Gemeindegliedern angeboten wird, bestimmt die Stärke der Demokratie in unserer Gesellschaft. Demokratie geht vom Menschen aus. Sie wird gefördert und auch weiterentwickelt von jenen, die in öffentlicher Weise vorangehen, Beispiel und Orientierung geben. Ein solch öffentlicher Mensch war der Alt-Bürgermeister von Frickenhausen Erich Scherer, der als einer der amtsältesten Bürgermeister von 1948 bis 1986 achtunddreißig Jahre lang die Geschicke der Gemeinde maßgeblich beeinflusste.

Das nun vorliegende Buch FÜR DAS WOHL UNSERER GEMEINDE – Erinnerungen an Erich Scherer – Bürgermeister von Frickenhausen 1948-1986 schildert und belegt exemplarisch, dass Demokratie und Bürgernähe, Rechte und Pflichten, bürgerschaftliches Engagement und politische Moral in Einklang gebracht werden können. Der Band aus dem Talheimer Verlag ermöglicht einerseits einen Blick zurück, andererseits eröffnet er Wege für die Vision eines bürgernahen Staates. Es ist das Verdienst der Autorinnen und Autoren, durch die Auswahl von Reden des Alt-Bürgermeisters neue Sensibilitäten für die Zeit der Aufbaujahre und – vor allem aber – für die ethischen Leitgedanken eines stets umtriebigen Kommunalpolitikers zu schaffen. Es ist eine persönliche Leistung von Brigitte Scherer, Richard Scherer, Irene Scherer und Volker Scherer, dass sie in intensiver Kleinarbeit die politische Biographie ihres Vaters posthum zusammenstellten und der Gemeinde zugänglich machen.

Der vor wenigen Tagen nach 34jähriger Amtstätigkeit ausgeschiedene Alt-Bürgermeister von Gomadingen Rolf Blank war einstens einer der zahlreichen Auszubildenden bei Erich Scherer. Zurückblickend auf seine Zeit als „Stift“ schreibt er heute: „Der damalige junge, dynamische, von mir sehr verehrte Chef hat von Anfang an den Willen in mir geweckt, selbst einmal eine solche Tätigkeit auszuüben. So darf ich rückblickend sagen, dass ich es hauptsächlich ihm verdanke, diesen Weg gegangen zu sein. Über seine beruflichen Erfolge, die sicher unumstritten sind, brauche ich nichts auszuführen. Jedermann kann sie ja sehen. Entscheidend für mich war und ist, dass die Frickenhäuser einen Mann zum Bürgermeister gewählt hatten, dessen menschliche Qualitäten ihn zu einer herausragenden Persönlichkeit werden ließen. Er hatte die Gabe zu überzeugen und brauchte dazu kein rechthaberisches Getue. Seine Fürsorge für die ihm anvertrauten Menschen und sein Weitblick machen ihn unvergessen.“

Für den Talheimer Verlag ist die Herausgabe des neuen Buches ebenso ein persönliches Anliegen. War es den Mitarbeitern unseres jungen Unternehmens (gegr. 1986) doch bewusst, dass sie im Jahre 1990 in das Geburtshaus Erich Scherers in Talheim einziehen konnten. Wir haben uns deshalb bemüht, zu der heutigen Buchpräsentation Freunde des Verstorbenen einzuladen, die er selbst sehr schätzte. Wir danken Herrn Georg Gallus, Mitglied des Deutschen Bundestages und Parlamentarischer Staatssekretär a.D., und Herrn Peter Klass, Bürgermeister von Hattenhofen, für ihr Kommen. Rolf Blank, Bürgermeister von Gomadingen, wäre gerne erschienen, bittet aber wegen einer parallelen Verabschiedungszeremonie eines langjährigen Gemeinderates um Nachsicht. Er äußerte sich schriftlich. Ebenso erging es Dr. Ernst Schaude, Regierungsvizepräsident. und Landrat des Alt-Kreises Nürtingen. Er ist durch eine Verabschiedung in diesen Minuten an anderem Ort gebunden, übersandte jedoch schriftlich seine unterstützenden Grüße.

Der Talheimer Verlag dankt den hier anwesenden Vorständen von Volksbank und Kreissparkasse, dass sie sich bereit erklärten, den Gedächtnisband in ihren Räumen zum Verkauf anzubieten. Wir freuen uns, die stellvertretende Bürgermeisterin von Frickenhausen, Frau Marianne Ellinger, bei unserer Buchpräsentation begrüßen zu dürfen.

Eine Unterstützung ganz anderer Art erhielt das neue Buch über Erich Scherer von einer Bürgerin, die ihn kannte, jedoch nicht in Frickenhausen wohnt. Margarete Schwämmle, Freizeit-Lyrikerin aus Sindelfingen, verfasste zu Ehren des Verstorbenen eine kleine Gedichtfolge, die wir der Öffentlichkeit und der Presse nicht vorenthalten wollen.

Anfang des Jahres beschrieb der von der Landesregierung Baden-Württembergs herausgegebene ‚Staatsanzeiger’ in einem Nachruf Erich Scherer als „ersten Diener der Bürger“. Die vorliegende Veröffentlichung schildert und illustriert den Lebensweg eines Menschen, der ein leidenschaftlicher Demokrat und ein unerbittlicher Verteidiger der Moral in der Politik war. Möge dieses Buch die Erinnerung an seine Leistungen wach halten.

Talheimer Verlag

Talheim / Frickenhausen, den 4. Juli 1994

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